Im Jahre 1554 wurde Misdroy urkundlich als Eigentum der Domprobstei Cammin erwähnt. Bis zu seinem Aufstieg zum Seebad war es ein kleines Dorf, das nur von einigen Kolonisten bewohnt war, die sich von Fischfang und kümmerlicher Landwirtschaft ernährten.

Zum Badeort wurde Misdroy zwischen 1830 und 1835. Von 1830 an zählte man einzelne Badegäste. Ab 1835 entwickelte sich ein regelrechter Badebetrieb. Im gleichen Jahre wurden die ersten Badehäuschen errichtet, allerdings für Frauen und Männer getrennt, wie es damals in den deutschen Bädern üblich war. Wohlhabende Berliner und Stettiner bauten sich hier Villen. Als besondere Attraktion entstand 1885 der erste Seesteg, der 1906 auf 360m verlängert wurde. 1913 zerstörte ihn eine Sturmflut. Er wurde erst 1921 wieder erneuert. 1850 hatte Misdroy bereits 317 Einwohner und 500 Badegäste aufzuweisen.

Nach 1860 setzte ein rasches Wachstum des Ortes ein. Die Errichtung einer Kirche auf der Königshöhe im Jahre 1862 ist dafür u. a. ein beredtes Zeugnis. Ab 1870 wurde auch das Dünengelände im Westen des Ortes nach und nach bebaut.

1869 verbesserte der Bau einer Schiffsanlegestelle für den direkten Verkehr von und nach Stettin an der „Laatziger Ablage“, am großen Vietziger See, die Erreichbarkeit des Ortes. Auch der Thronfolger und spätere deutsche Kaiser Friedrich III. hatte hieran seine Verdienste. Er hatte sich im Jahre 1867 einige Wochen mit seiner Familie in Misdroy erholt. Dank seiner Fürsprache wurde zwei Jahre später am Vietziger See der erwähnte Anleger für Passagierschiffe für die Direktverbindung Stettin – Misdroy - Swinemünde gebaut. Die dankbaren Einwohner von Misdroy gaben daraufhin ihrer 1885 eröffneten Seebrücke, der ersten in der Region, seinen Namen.

Die Strecke „Laatziger Ablage“ – Misdroy überbrückten Kutschen und später Kraftomnibusse. Von 1872 an ist Misdroy eines der führenden deutschen Seebäder.

Nachdem 1899 eine Eisenbahnstrecke von Wollin nach Misdroy gebaut wurde, stieg die Attraktivität des Ortes weiter. Nun konnte auch die Eisenbahnverbindung Berlin – Ducherow – Swinemünde – Misdroy für die An- und Abreise der Gäste genutzt werden.

1930 wurden 21.115 Badegäste gezählt. Die Zahl der Einwohner betrug 1939 4.145. Die im Osten Misdroys befindliche Hügelkette, wie z.B. der Kaffeeberg (68 m über dem Meeresspiegel), der Gosanberg (95 m) und der Greweberg (115 m) geben dem Ort einen besonderen Schutz und sorgen für ein gutes Kurklima in raueren Jahreszeiten.

Nach dem Krieg 1870/71 waren der damalige preußische Kronprinz mit seinem Hofstaat, der Generalpostmeister Stephan sowie Professor Rudolf Virchow prominente Gäste des Seebades. Und schließlich: Prinz Klaus von Amsberg, der spätere Gemahl der holländischen Königin Beatrix, besuchte in den Jahren 1938 – 1942 in Misdroy die „Balten-Schule“, ein privates Gymnasium.

Historische Bilder von Misdroy

Der Alte Krug - der Ursprung des Ortes
Ansichten von Misdroy (etwa 1910)
Die erste Seebrücke von Misdroy
Die Lejeunsche Villa, das spätere Kurhaus von Misdroy, mit der Büste Kaiser Friedrichs
Das Hotel Miramare
Im Jahre 1914 wurde dieser Teil der Seebrücke von Swinemünder Pionieren gesprengt (aus Angst vor den Russen)
Promenade: Ein Foto von 1938
Das frühere Hotel Miramare
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